Es hat die ganze Nacht geregnet. Wie immer bei Wildcamping-Nächten liege ich zwischendurch wach und lausche den Geräuschen, dennoch habe ich gut geschlafen. Nur früh morgens fange ich wieder an zu frieren.

Da es bis Landsberg am Lech nur ca. 20 Kilometer sind, warte ich noch bis der Regen weniger wird. Im Zelt hört es sich auch immer schlimmer an als es wirklich ist. Irgendwann nieselt es nur noch, das nutze ich zum Abbauen.

Los geht’s also heute in langen Sachen und Regenjacke. Es regnet noch bis mittags, mal mehr, mal weniger.

Der Weg geht genauso weiter wie gestern. Schöne Trampelpfade durch den Wald, direkt am Lech entlang. Dann in der Nähe der Staustufen wieder breitere Schotter- oder Asphaltwege.

Ich folge heute den Wander-Markierungen der Romantischen Straße. Es sind einige Radfahrer mit viel Gepäck unterwegs, die fahren bestimmt auch die Romantische Straße entlang.

Als ich heute Morgen gefroren habe, habe ich Tee gekocht und den Rest in meine Thermoskanne gefüllt. So gibt es zwischendurch immer wieder eine warme Tasse Tee.

Als ich mich Landsberg nähere, geht es ein bisschen weg vom Fluss und an Maisfeldern entlang. Es ist überall ziemlich matschig und rutschig nach dem ganzen Regen.

Dann durch ein Wohngebiet am Ortseingang und wieder in den Wald. Hier geht es steil hinab bis zur alten Stadtmauer. Innerhalb der Mauer kann man weiter durch den Wald gehen. Hier hätte man eine super Aussicht auf die Altstadt, aber die Bäume sind zu hoch. Im Winter sieht man hier wahrscheinlich mehr, wenn nicht alles grün ist. So sieht man nur rote Dächer durch die Blätter schimmern.

Unter einem alten Wehrturm hindurch führen dann Treppen hinunter in die Stadt. Als ich aus dem Wald komme, kann ich auch endlich was sehen.

Auf den Stufen spricht mich noch eine Frau mit Mann und Kind an. Sie kann es gar nicht fassen, dass ich so viel zu Fuß gehe. Als ihre Eltern auch oben ankommen, erzählt sie ihnen direkt, dass ich vor 72 Tagen auf Sylt losgegangen bin und ich stehe vor noch mehr offenen Mündern. Ein lustiges Grüppchen, aber auch sehr nett. Sie erklären mir noch den schönsten Weg zum Campingplatz.

Zuerst gehe ich aber mitten durch die Landsberger Altstadt. Und verliebe mich direkt in den Hauptplatz mit dem Marienbrunnen und dem historischen Rathaus.

Auf der anderen Seite steht der Schmalzturm. Irgendwoher hört man Klaviermusik und es herrscht irgendwie eine schöne Stimmung auf diesem Platz.

Ich bin jetzt schon begeistert, aber das war noch nicht alles. Ich verlaufe mich und gehe über die Lechbrücke. Man kann direkt neben dem Karolinenwehr stehen und zusehen, wie das Wasser hinunterströmt, während man gegenüber auf die Altstadt und den Turm der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt schaut.

Auf der anderen Seite der Brücke sieht man noch Teile und Türme der alten Stadtmauer.

Überall rundherum ist es grün und auch zum Campingplatz geht es durch den Wald. Durch einen Wildpark, der ein einziges, riesiges Gehege ist. Menschen und Rehe teilen sich die Wege und Wiesen hier. Laut Schildern auch Wildschweine, aber ich sehe keine.

Wenn mich jetzt jemand nach der schönsten Stadt auf meinem Weg fragt, wäre es definitiv Landsberg am Lech. Ich bin total begeistert.

Auf dem Campingplatz angekommen ist es zum Glück trocken. Ich breite mein Zelt erstmal zum Trocknen aus. Da ich es heute Morgen so klitschnass eingepackt habe, ist es jetzt auch innen nass. Aber zum Glück trocknet das dünne Material ziemlich schnell.

Ich habe ziemlich Muskelkater im Bauch von meiner Trainingseinheit gestern Morgen. Ich mache noch ein bisschen Yoga, ein paar Sonnengrüße (vielleicht kommt die Sonne dann ja morgen wieder raus) und dehne mich. Jetzt liege ich schön eingekuschelt in meinem Schlafsack – es regnet inzwischen wieder – und plane den Weg für morgen.


25,0 km
5:30 h
139 hm
97 hm
646 m