Ich bin froh heute wieder aus der Stadt rauszukommen. Da ist es mir viel zu voll, zu viele Leute und zu viel Lärm.

Ich dachte, dass das Frühstück in der Jugendherberge dieses Mal besser ist. Die Einrichtung ist recht neu und modern. Aber da habe ich mich geirrt – es gibt nur ein Zuckerschock-Frühstück mit buntem Müsli, künstlichem Saft und halt Brötchen mit Wurst und Käse.

Ich hatte mir für heute Nacht schon einen Zeltplatz rausgesucht. Da es im Internet darüber nicht viele Informationen gibt, keine eigene Seite und auch keine Telefonnummer, habe ich gestern schon eine Nachricht hingeschrieben. Leider bekomme ich heute eine Absage, der Platz ist erst ab nächster Saison wieder für Touristen geöffnet. Schade, denn es gibt in der Nähe keinen anderen Platz.

Da ich heute aber nicht in der Laune für einfach drauflosgehen und wildcampen bin, setze ich mich erstmal hierhin und gehe auf Unterkunfts-Suche.

Gar nicht so einfach manchmal. Es dauert eine Weile, erst 5 Telefonate später habe ich dann endlich ein Zimmer. Das Jugendgästehaus ist ausgebucht, heute reisen 2 Gruppen an. Die beiden einfachen Zimmer, die die Dame am Telefon mir freundlicherweise nennt, sind auch ausgebucht. Auf dem Wohnmobilstellplatz hinter dem Schwimmbad dürfen keine Zelte stehen. In der Unterkunftsliste des Via Romea ist nur die Telefonnummer der Tourist-Information angegeben und dort bekomme ich den Hinweis auf das Bayrische Haus. Haken dran, dort ist noch was frei.

Ich gehe heute den Via Romea, muss allerdings doch oft den Weg auf dem Handy nachgucken. Komischerweise sehe ich auf dieser Etappe keine einzige Wegmarkierung. Vielleicht schreibe ich später mal eine Mail an den Pilgerverein.

Der Weg ist aber sehr schön. Es geht überwiegend direkt an der Oker entlang. Durch den Bürgerpark und den Richmondpark, raus aus Braunschweig. Zwischendurch an ein paar Seen vorbei, unter anderem auch dem Südsee.

Kurz vor Wolfenbüttel spricht mich ein Mädel auf dem Fahrrad an. Ich schätze, sie ist in meinem Alter. Sie geht ein Stück mit mir und fragt mich ziemlich aus. Aber sehr nett. Sie möchte auch mal unbedingt nach Bayern, in die Berge. Da empfehle ich natürlich Oberstdorf.

Allerdings leidet sie am chronischen Erschöpfungssyndrom, kurz CFS. Sie verkraftet körperliche Belastung nicht so gut und hat immer mal Phasen wo es ihr besser oder schlechter geht. Sie scheint aber ein sehr positiver Mensch zu sein und versucht, möglichst viel Zeit an der frischen Luft und auf ihrem E-Bike zu verbringen. Die Krankheit ist noch nicht so gut erforscht, hoffentlich findet man einen Weg, sie zu heilen.

Wolfenbüttel ist ein echt schnuckeliges Städtchen mit vielen alten Fachwerkhäusern. Auch der Bayrische Hof ist so ein Haus, hier ist alles schief, die Wände, der Boden. Aus meinem Zimmer schaue ich direkt auf die Kirche.

Nach einer Dusche mache ich noch einen kleinen Spaziergang und mir schaue mir den Ort an. Dabei entdecke ich ein richtig kleines, schönes, liebevoll eingerichtetes, gesundes Café. Beim Bezahlen fragt mich die Inhaberin, ob ich Studentin wäre. Ab heute gäbe es 10% Rabatt. Ich verneine, frage aber nach einem Wanderer-Rabatt. Damit habe ich ihr Interesse geweckt und sie ist so begeistert von meiner Wanderung, dass sie mir trotzdem sehr gerne den Rabatt gibt. Beim Verabschieden meint sie noch, dass müsse sie erstmal weiter erzählen jetzt.


14,9 km
3:05 h
21 hm
18 hm
89 m