Endlich mal ein paar Wolken und angenehmere Temperaturen zum Wandern. Ich wünsche mir, dass das so bleibt heute. Ich gehe den inzwischen bekannten Weg den Berg hoch nach Rothenburg. Direkt hinter dem Campingplatz spricht mich eine Frau an und erzählt mir, dass vor zwei Wochen schon mal ein Mädel hier hergekommen ist mit großem Rucksack und nach Schillingsfürst wandern wollte. Da hat es aber so stark geregnet, dass die Frau sie dann gefahren hat.

Ich möchte heute mal wieder eine Etappe Via Romea gehen. Laut Karte startet diese am Marktplatz und führt zum Schloss Schillingsfürst. Es gibt auch jede Menge Markierungen, aber keine des Via Romea mit dem Pilgerstab. Dann folge ich eben den Markierungen der Romantischen Straße. Scheint als wäre das derselbe Weg.

Hinter Rothenburg geht es erst ein Stück an der Straße entlang, dann über Schotterwege durch die Felder. Nachdem ich beim Träumen zu weit laufe und keine Lust habe wieder zurückzugehen, finde ich zum Glück noch einen anderen Weg. Und nach der Unterquerung der Autobahn wird der Weg dann auch richtig schön. Durch Wald und über Wiesen geht es bergauf.

Im Wald wird der Pfad immer schmaler und ist irgendwann ganz zugewachsen. Da aber nicht weit von mir rechts den Hang hoch die Straße sein muss, schlage ich mich querfeldein weiter. Zum Glück ist der Wald nicht zu dicht. Ich komme in Faulenberg raus, wo ich wieder auf die Romantische Straße treffe. Nach dem Ort geht es nochmal durch den Wald. Hier ist jetzt auch der Europäische Wasserscheidenweg ausgeschildert. Laut meiner Karte soll ich an einem Wasserfall vorbeikommen, aber wahrscheinlich ist der ausgetrocknet, jedenfalls sehe ich nichts.

Die Sonne ist übrigens seit dem Mittag wieder voll da und es kommt mir jeden Tag noch heißer vor. Dazu geht es jetzt nach Schillingsfürst eine ziemlich steile Straße in der prallen Sonne hoch. Als der Anstieg geschafft ist, werde ich aber mit einer super Aussicht belohnt.

Ich hätte mir gerne das Schloss angeschaut, das geht aber leider nur mit Führung. Da habe ich jetzt keine Lust drauf. Ich esse noch ein Eis und mache mich dann an den Abstieg zum Campingplatz. Von hier ist es nur noch eine halbe Stunde.

Als es dann zum Schluss nochmal bergauf geht, höre ich hinter mir zwei Radfahrer keuchen, dass es doch viel zu heiß ist, um sich so viel zu bewegen. Es ist ein Pärchen in meinem Alter, die meine Tour super finden. Endlich quatschen mich auch mal jüngere Leute an. Bis zum Naturfreibad fahren sie langsam neben mir her und erzählen mir von ihrem Norwegen-Trip letztes Jahr.

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, gehe ich nochmal das kleine Stück zurück, um ins Wasser zu springen. Das Naturfreibad ist riesig und kostenlos, wunderbar!

Auf dem Campingplatz werde ich gefühlt von allen anderen Campern angesprochen. Immer wieder kommt jemand anderes und fragt mich, was ich mache. Eine ältere Dame bringt mir ein Eis mit und ruft ihrem Mann quer über den Platz zu, dass ich vor 62 Tagen auf Sylt losgegangen bin. Jetzt wissen es wohl wirklich alle! Allerdings schimpft sie mit mir als sie vom Wildcampen hört. Immer diese Leute, die denken, dass immer und überall schreckliche Sachen passieren! Wenn ich für eine Nachrichtensendung zuständig wäre, müssten für jedes schlimme Ereignis mindestens zwei positive Vorkommnisse genannt werden.


19,8 km
4:20 h
424 hm
250 hm
548 m