Es hängen wieder frische Brötchen vor meinem Zelt. Umsonst schlafen und dann noch verpflegt werden. Ich fülle bevor ich weiterziehe die Kaffeekasse noch etwas auf.

Da heute ein langer Tag wird, breche ich früh auf. Um 7 Uhr habe ich alles zusammengepackt. Ich freue mich schon, heute keine Straße gehen zu müssen. Es ist meine erste komplette Etappe auf dem E1.

Wegmarkierungen habe ich reichlich zur Auswahl heute. Der E1, E6, der Jakobsweg und die Pilgerroute Ochsenweg verlaufen auf diesem Stück alle gleich. Es ist sehr angenehm, einfach den Markierungen zu folgen. Dann kann ich das Handy den ganzen Tag im Rucksack lassen und muss zwischendurch nicht auf die Karte schauen.

Der Weg ist wirklich schön und sehr abwechslungsreich. Es geht breite Feldwege, Waldwege und schmale Trampelpfade entlang. Über Weiden, Wildwiesen und durch ein paar verschlafene Bauerndörfer.

Der Idstedter See mit Badestelle kommt mir sehr gelegen. Ab Kilometer 24 sind meine Füße schon ziemlich platt gelaufen und schmerzen einfach überall. Zum Reinspringen ist es mir zu kalt und windig, aber ich halte meine Füße einfach so lange in das eisige Wasser bis sie betäubt sind. Dann kann es weitergehen.

Ich treffe heute den ganzen Tag über 3 Leute mit Hund, ansonsten ist niemand unterwegs. Macht aber auch nichts, dann hört niemand meinen schiefen Gesang!

Als ich dann irgendwann endlich das Ortseingangsschild „Schleswig“ sehe, freue ich mich sehr. Dann kann es ja nicht mehr so weit sein.

Erstmal gibt es aber noch ein bisschen was zu sehen. Der Weg führt mich durch den Barockgarten, vorbei am Globushaus. Hier scheint eine beliebte Stelle für Hochzeitsfotos zu sein. Ich komme gleich an 2 Brautpaaren vorbei.

Dann geht es über die Museumsinsel mit dem Gottorfer Schloss. Hier kann man die Landesmuseen besichtigen.

Weiter geht‘s durch die schnuckelige Altstadt. Der Bücher-Bahnhof gefällt mir.

Zum Schluss dann noch ein Stück an der Schlei entlang. Ich dachte zuerst, ich wäre schon an der Ostseeküste. Aber das kommt dann wohl morgen erst.

Ich finde, Campingplätze an Wanderwegen sollten einen speziellen Tarif für müde Wanderer anbieten, die sowieso nur schlafen und früh morgens weitergehen. Da hat man ja gar nichts sonst vom Platzangebot. Und hier muss man dann auch noch jede Kleinigkeit extra bezahlen. Die Dusche schenke ich mir aus Protest. Also nur noch das Zelt aufbauen und die Füße ausstrecken.


31,6 km
6:35 h
135 hm
164 hm
56 m